13 Jahre Aktive Bürger an unserer Schule

Mit dem heutigen Grußwort möchte ich mich als Schulleiterin der traditionsreichen Dr.-Roßbach-Grundschule, früher "Volksschule an der Kronacher Straße" genannt, für die jahrelange gute Zusammenarbeit mit den Aktiven Bürgern Lichtenfels bedanken.
Als ich 2011 als Konrektorin aus dem Schulamtsbezirk Coburg an die Schule kam, begeisterte es mich sehr, dass ich in Lichtenfels eine rührige Gruppe von engagierten Menschen vorfand, die einen "Marktplatz" für das Ehrenamt auf die Beine gestellt hatten. Die Idee, ehrenamtliches Engagement von Aktiven Bürgern zu fördern, gezielt zu organisieren und Interessierte zusammenzubringen, war für mich neu und begeisterte mich.
Bald erkannte ich die Chancen, die sich für die Kinder und die Schule boten. Ab 2012 waren Lesepaten der Aktiven Bürger bei uns im Einsatz. Als ich 2019 zur Rektorin ernannt wurde, pflegten wir dies weiter. Seit nunmehr 13 Jahren - nur mit einer pandemiebedingten Unterbrechung - bieten wir Kindern und Eltern diese Förderung an!
Insgesamt sind es sicher mehr als 300 Kinder, die in all den Jahren im Lesen von Aktiven Bürgern unterstützt wurden.
In der Regel sind 10 - 12 Lesepaten von Anfang November bis zu den Pfingstferien bei uns in der Schule tätig, jeder unserer 12 Klassen wird eine Lesepatin zugeordnet. In den Anfangsjahren waren auch etliche männliche Paten aktiv, mittlerweile haben wir ein reines Frauenteam.
In den 1. Klassen kommt die Lesepatin begleitend zum Klassenunterricht und liest mit einzelnen Kindern. In den Klassen 2 bis 4 wird eine zusätzliche Stunde nach dem regulären Unterricht mit den Kindern und Eltern vereinbart. Meist sind es 2 - 3 Kinder, die kontinuierlich 7 Monate lang diese Leseförderungsstunde in einem fest gebuchten Raum besuchen.
Wir freuen uns, dass wir damit den Kindern gezielt in ihrer Entwicklung weiterhelfen können. Denn vom Gut-lesen-können profitieren sie nicht nur im Deutschunterricht, sondern auch in fast allen anderen Fächern - und letztlich im ganzen weiteren Leben. Es geht aber nicht nur ums Lesen: Die Gespräche über das Gelesene, die Klärung von Ausdrücken und unbekannten Wörtern bringt viel für die sprachlichen Fähigkeiten. Kindern mit Migrationshintergrund erweitern dadurch ihren Wortschatz und erhalten sprachliche Vorbilder in Satzbau und Grammatik.
Die Aktiven Bürger sind in der letzten Zeit dazu übergegangen, die Ehrenamtlichen in den Schulen "Leselernhelfer" zu nennen – im Gegensatz zu den Lesepaten in den KiTas, die "nur" vorlesen. Wir haben in unserer Schule den Begriff "Patin" beibehalten, denn das sind unsere Damen im wahren Sinne des Wortes: Da wird nicht nur gelesen und gesprochen, es geht auch einmal gemeinsam in den Märchenwald und auf den Weihnachtsmarkt, im Sommer ein Eis essen, die geflochtenen Märchenfiguren in der Innenstadt besuchen, es wird etwas gespielt - und teilweise gab es auch ein Weihnachtsgeschenk von der Lesepatin.
Die Damen der Aktiven Bürger gehören bei uns zur Schulfamilie, manche schon seit vielen Jahren. Besonders freut es uns, wenn sie unserer Einladung zum Schulfest oder zum Musical folgen oder sich an unserer Aktion "Lesen aus dem Schuhkarton" beteiligen.
Unsere Wertschätzung für ihr Wirken zeigen wir jährlich durch Weihnachtsgrüße und Einladungen. Den Schlusspunkt der "Lesepatenzeit" im Schuljahr setzt stets das Kaffeekränzchen mit Erdbeerkuchen in der Woche vor den Pfingstferien – oftmals mit einem kleinen Dankeschön-Geschenk der Kinder wie eine selbst gezogene Gemüse- oder Blütenpflanze.
Ich persönlich freue mich, dass mein "Dankeschön" für die Aktiven Bürger sich auch in barer Münze auszahlte: Mein Vorschlag als "Entdeckerin", die Organisation mit dem "Leuchtturm Mensch" – Preis der Koinor Horst-Müller-Stiftung auszuzeichnen, wurde 2023 angenommen und mit 10.000 € dotiert. Geld, das die Aktiven Bürger dringend brauchen, um die Organisation und das Büro am Laufen zu halten und die Versicherungen zu bezahlen.
Ich wünsche den Aktiven Bürgern weiterhin so erfolgreiches Wirken wie in unserer Schule!
Hoffentlich bleibt die Idee des Ehrenamts bei den Menschen erhalten – ist es doch in vielen Bereichen unserer Gesellschaft nötig, dass sich engagierte Personen beteiligen. Sich zu engagieren, ist nicht nur ein Geben, sondern auch ein Nehmen: Dies können unsere Lesepatinnen durch die Zuneigung der Kinder und unsere Wertschätzung erfahren.
Pia Löffler, Rektorin